Reisebericht Puttgarden – Wismar Sa. 30.01.2010

9:25 ab Puttgarden. Zwischen Puttgarden Ort und Bahnhof bzw. Fähranleger wachsen Schneewehen über die Straße. Der Gehweg sah am Abend vorher noch so aus, als sei er am Nachmittag geräumt worden. Heute ist er weg. Selbst auf der Fahrbahn reichen die Schneewehen teilweise bis kurz unters Knie. Auf dem Fährterminal wird kräftig Schnee gepflügt.

Auf der Rückseite des Eingangsgebäudes ist eine Schneewehe zwischen zwei Dängelgittern, also genau auf dem Weg zum Bahnsteig.

Der LINT fährt pünktlich ab.

Immer wieder wird der Triebwagen von einer Schneewehe gebremst. 120km/h rein, 70km/h raus, Gashebel am Anschlag. Für den Fahrgast wirkt es allerdings nur so, als ob der Lokführer in Anbetracht der zugeschneiten Schienen dort etwas vorsichtiger fährt. So schlecht scheint das Fahrzeug gar nicht zu sein. Irgendwie muss sich der erste Zug am Morgen dort auch schon durchgewühlt haben, auch wenn es seit gestern Vormittag geschneit hat. Im Fahrgastraum wird es immer etwas finster, wenn der Zug sich durch eine Schneewehe wühlt und der Schnee zu allen Seiten weg fliegt. Mich wundert, dass der Lack noch gar nicht weggeschrubbt ist.

Bis Neustadt Güterbahnhof gibt es keine Verspätung. Dort gibt es Probleme, die sich mir nicht ganz erschließen. Jedenfalls müssen wir vom westlichen Gleis zurück auf die Brücke und dann ins östliche Gleis und dann kann der Neustädter ankoppeln und das dauert. Immerhin scheinen die roten Tabletts, die vor die Schakus geschnallt werden, ihren Dienst zu tun. Es muss zum Kuppeln zwar immer mindestens ein Tf aussteigen und die Tabletts entfernen, aber dann funktioniert die Schaku. Nach dem Kuppeln muss noch auf den verspäteten Diesel-ICE nach Kopenhagen gewartet werden. Und dann kommt noch der Schneepflug entgegen. Angeblich hat der eine Arbeitsgeschwindigkeit von 30km/h und ist damit – trotz der vielen Ausweichstellen – auf der eingleisigen Strecke ein Hindernis.

Ankunft in Lübeck 11:05. Da muss viel Luft im Fahrplan gewesen sein. Aber nicht genug Luft um den Zug nach Bad Kleinen zu bekommen – dachte ich zumindest, als ich am benachbarten Bahnsteig schon den Zug eine Stunde später 12:04 angeschlagen sah. So was blödes, den Zug auf die Minute abfahren zu lassen, dachte ich. Und ärgerte mich und dachte darüber nach, was ich mit der Stunde in Lübeck anfangen sollte. Ich fuhr dann nach Bad Schwartau, um ein paar Fotos zu machen. Das Licht war super und hellte meine Laune auf. Zudem durfte die 218 noch mal ran, weil es einen akuten Mangel an betriebsfähigen LINT gibt, die ausschließlich – neben neuen Dostos – im Ostnetz Schleswig-Holsteins seit Fahrplanwechsel eingesetzt werden sollen.

Wieder zurück in Lübeck wurde klar, dass die Strecke Lübeck – Bad Kleinen ganz im Schnee versunken war. Hätte ich das gewusst, wäre ich gleich nach Büchen gefahren. So super viel besser, wie viele Tf behaupten, ist der 628 wohl doch nicht im Schnee. Da ist gestern, also Freitag, schon der letzte Zug nach Stettin ausgefallen. Der wird üblicher Weise von vielen Polen genutzt, die am Wochenende auf SH- oder MV-Ticket nach hause wollen. Also ab nach Büchen, wo 13:04 der RE nach Rostock fahren sollte.

Der RE von Kiel nach Lüneburg kam schon mit deutlicher Verspätung in Lübeck an und es würde sehr knapp werden mit Büchen, zumal noch die Hauptstrecke Berlin – Hamburg zu kreuzen ist, bevor der Bahnsteig kommt. Doch der RE nach Rostock war dort noch gar nicht zu sehen. Die Doppelstockwagen geschoben von einer 120 kamen wie angekündigt 10min später, allerdings nicht am Bahnsteig an, sondern hielten zunächst weit davor, vermutlich am Esig Büchen, bis der Zug nach einigen Minuten zum Bahnsteig vorgelassen wurde. Im Zug deutete sich dann eine Erklärung an. In den Durchsagen des Zugpersonals tauchten leichte Zweifel daran auf, ob man Rostock erreichen werde.

Auch in Hagenow Land ging es nicht gleich zum Bahnsteig weiter. Wir standen auf dem mittleren Gleis, das wohl eigentlich das durchgehende Hauptgleis von Berlin nach Hamburg ist. Auf dem Gleis rechts neben uns überholte ein ICE Richtung Berlin. Wir hätten eigentlich auf dem Gleis links sein müssen, das nach Schwerin führt. Dann kam die Durchsage, Ausstieg in Fahrtrichtung links – normal wäre rechts. Und die Ansage, dass wir außerplanmäßig über Ludwigslust fahren. Wir hielten also dort, wo normalerweise der ODEG-Triebwagen steht. Es gab umfangreiche Durchsagen, vor allem, wie man denn nach Neustrelitz käme, wo die ODEG über Ludwigslust und Parchim hin fährt. Wie es mit Rostock aussieht, vermochte man nicht zu sagen, außer dass dies möglicher Weise der erste sei, der dort hin komme.

In Ludwigslust stand ein weiterer Dosto-Zug. Erst als dieser anfuhr las ich, dass es der Zug nach Wismar ist. Ja, das hätte ich mir denken können, dass der noch da steht und nicht schon in Schwerin ist. Hinter dem sind wir jedenfalls her gefahren und waren so um 15:00 in Schwerin und 15:15 in Bad Kleinen, also mit einer satten Stunde Verspätung. Dort wartete der RE nach Wismar auf die Fahrgäste aus dem Westen und dass der Schaffner die Türen zu bekommt. Auch dieser Schaffner hatte einen Hammer für die Trittstufen und da ich nach verpassten Mittag endlich Kaffee und Kuchen wollte, habe ich auf seine Anweisung von innen gegen die Tür getreten, auf dass sie zu gehe.

Wismar erreichten wir so 15:50, also war ich rund 3½ Stunden später als geplant unterwegs gewesen. Zumindest konnte ich einige Fotos machen.